Kundenbindung und wettbewerbsfähige Preisgestaltung bei Fernwärme
Mit Blick auf das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende werden infolge des sukzessiven Roll-outs der intelligenten Messsysteme Fernwärmeunternehmen künftig auf wertvolle Daten zum Kundenverhalten zurückgreifen können, um ihre Fernwärmesysteme zu optimieren und ebenfalls Kosten zu senken. Mithilfe digitaler Lösungen gewinnen sie umfassende Erkenntnisse über ihr Fernwärmesystem und können dadurch nicht nur die Transparenz hinsichtlich der Fernwärmekunden verbessern, sondern künftig auch intelligente Segmentierungsstrategien anwenden, wie die Differenzierung der Preise und Service-Level. Letztlich fördert dies die Kundenbindung und steigert die Systemresilienz.
Nach der sukzessiven Einführung intelligenter Zähler, die durch EU-Recht vorangetrieben wird, verfügen Fernwärmeunternehmen dann über mehr Daten zum Kundenverhalten und zur Nachfrage, die sie zur Optimierung ihrer Fernwärmenetze nutzen können. Es liegt im Interesse der Anbieter, ihren Kunden dabei zu helfen, Kosten zu reduzieren und die Rücklauftemperaturen zu senken. Dies kann durch verschiedene Formen von Anreizen erreicht werden, die an die Daten von intelligenten Zählern gebunden sind.
Wie können nun Fernwärmeunternehmen diese Art von Daten nutzen, um ihre Preisstrategien anzupassen, den Einsatz teurer Spitzenlast-Ressourcen zu reduzieren und Engpässe zu vermeiden bzw. das Abnahmeverhalten zu verbessern? Hier kommen digitale Lösungen ins Spiel.
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Best Practice: Intelligente Differenzierung Ihres Kundenangebots
Fernwärmeanbieter, die in der Zukunft jederzeit genau wissen, was in ihren Netzen geschieht, können ihren Service auf die nächste Stufe heben und den Kunden Anreize bieten, indem sie die Tarife zeitabhängig ändern (sogenannte Flex-Tarife). Ein segmentiertes Angebot trägt zu einer besseren Kundenbindung bei und stärkt die Resilienz des Fernwärmesystems.
Im Einzelnen kann diese Segmentierung unter drei Aspekten erfolgen:
Technische Differenzierung: Diese Segmentierung betrifft die Art der Wärmequelle (Anbindung an das zentrale Fernwärmenetz, einen lokalen Booster oder ein Teilnetz) und die Tageszeit.
Differenzierung der Service-Level: In diesem Szenario bietet der Fernwärmeanbieter verschiedene Verträge basierend auf den Wetterverhältnissen, der Jahreszeit und den Temperaturen an.
Preisdifferenzierung: Bei dieser Art der Segmentierung werden die Preise an die Zahlungspräferenzen des Kunden angepasst.
Es ist praktisch unmöglich, eine solche Segmentierungsstrategie ohne den Zugang zu Echtzeit-Kundendaten umzusetzen. Verfügt ein Unternehmen über Live-Daten, kann es den nächsten Schritt tun und integrierte digitale Modellierungs- und Automatisierungslösungen implementieren.
Fallbeispiel: Vatajankoski – Einführung saisonaler Preise
Das finnische Versorgungsunternehmen Vatajankoski hat im Jahr 2022 sein Preismodell geändert und saisonabhängige Fernwärmepreise eingeführt.
Das Unternehmen hat die Kosten für die Wärmeerzeugung analysiert und einen neuen Tarif eingeführt, bei dem die Preise für die Fernwärmeversorgung im Sommer niedriger sind als im Winter. Zuvor war ein fester Energiepreis für das gesamte Jahr angeboten worden. Dank dieser Strategie gewann Vatajankoski einen Wettbewerbsvorteil als potenzieller Wärmeanbieter für Kunden, die mehr Wärme in den Sommermonaten benötigen.
Pekka Passi, Geschäftsführer von Vatajankoski: „Wir haben dadurch Kunden gewonnen, die im Sommer, wenn wir Abwärme zur Verfügung haben, mehr Wärme benötigen. Dies verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber alternativen Heizsystemen wie etwa Erdwärmepumpen.“
Mehr Transparenz – zum Vorteil der Kunden
Durch die Implementierung einer digitalen Lösung, die es ermöglicht, Erkenntnisse über das Kundenverhalten zu gewinnen, können Fernwärmeunternehmen auch ihren Kunden einige Vorteile bieten. Allerdings stellt es die Anbieter, die ihre Fernwärmenetze mit erneuerbaren Energiequellen und einer stärkeren Dezentralisierung transformieren, vor neue Herausforderungen, wenn sie den Kunden Verbrauchsdaten bereitstellen.
Janne Kerttula, Director Energy Networks and Services bei Finnish Energy: „Die Kunden legen zunehmend Wert auf Diversität und Preisflexibilität in der Fernwärmeversorgung. Dies erfordert mehr Daten und digitale Tools. Den Unternehmen werden jetzt die Herausforderungen bewusst, die mit der Transformation und der Veränderung ihres Portfolios einhergehen. Durch eine manuelle Leitstandsteuerung lässt sich dies unmöglich optimal meistern.“
Fazit
Ein digitales System, das sowohl den Unternehmen als auch ihren Kunden zeigt, wann sie Wärme nutzen, ist ein wichtiger Eckpfeiler für das zukünftige Geschäftsmodell von Fernwärmeunternehmen. Solche Lösungen stärken die Kundenbindung, verbessern die Transparenz in der Beziehung zum Anbieter und helfen Fernwärmeunternehmen dabei, ihren Geschäftsbetrieb nachhaltiger zu gestalten.
Bei der Entwicklung eines transparenten und resilienten Kundenbeziehungsmanagements tragen diese Lösungen dazu bei, das Fernwärmenetz zu verstehen und zu verbessern, indem der Schwerpunkt zunächst auf Maßnahmen zur Optimierung des Abnahmeverhaltens gelegt wird. Besonders ausgereifte digitale Lösungen ermöglichen eine Nachfragesteuerung, die mit der Einführung flexibler Tarife einhergehen kann.
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